Fakten und Statistiken zu Cybermobbing

*Unser Beitrag zum Thema Cybermobbing-Statistiken 2018-2022 wird regelmäßig durch die neuesten Fakten, Zahlen und Trends aktualisiert.  

Das Internet bietet sowohl was Bildung als auch was soziale Beziehungen angeht viele positive Möglichkeiten. Es kann zur Demokratisierung des Zugangs zu Informationen und zu einer verbesserten Kommunikation beitragen. Leider sind mit dem Netz aber auch Gefahren verbunden, denn Kriminelle und Mobber können sich in ihm hinter Masken der Anonymität verstecken. Dadurch entstehen ganz neue Risiken für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, z. B. ein Opfer von Cybermobbing zu werden. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein, nämlich dass Nutzende, beispielsweise Kinder und Jugendliche, das Internet als Möglichkeit entdecken, selbst Trolling, Mobbing oder sogar Verbrechen zu begehen. Deshalb sollten sich Erziehungsberechtigte mit den Risiken des Internets auseinandersetzen. 

Weltweit versuchen Schulen, Regierungen und unabhängige Organisationen, das Bewusstsein für negatives Internetverhalten wie Cybermobbing und Online-Stalking zu schärfen. Die Statistiken, die wir Ihnen in diesem Artikel vorstellen, zeigen jedoch, dass das Problem nicht geringer wird. Im Gegenteil, jüngste Studien haben ergeben, dass die Bedrohung durch Cybermobbing während der Pandemie zugenommen hat.

Cybermobbing weltweit

Das Marktforschungsunternehmen Ipsos hat eine Umfrage unter Erwachsenen in 28 Ländern, einschließlich Deutschland, durchgeführt, die vom 23. März bis zum 6. April 2018 stattfand und 20.793 Interviews umfasste. Es wurden Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren in den USA und Kanada und Personen im Alter von 16 bis 64 Jahren in anderen Ländern (einschließlich Deutschland) befragt. Die Ergebnisse dieser Umfrage wurden mit den Ergebnissen früherer Umfragen verglichen. Dabei hat sich herausgestellt, dass, laut Angaben der Eltern, immer mehr Kinder eine Form von Cybermobbing erleben.

Die Ipsos-Umfrage des Jahres 2018 hat außerdem ergeben, dass rund 70 Prozent der Menschen weltweit das Phänomen Cybermobbing bekannt ist. In fast der Hälfte der Länder besteht bei mindestens 84 Prozent der Befragten ein Bewusstsein für Cybermobbing. In Deutschland sind es 78 Prozent, ein Wert, der über dem weltweiten Durchschnitt liegt.

Indische Eltern gaben am häufigsten an, dass ihre Kinder zumindest manchmal im Internet gemobbt werden. Diese Häufigkeit ist von 2011 bis 2018 gestiegen. Auch in Europa und auf dem gesamten amerikanischen Kontinent wurden mehr Cybermobbing-Opfer im Kindesalter verzeichnet. Es ist jedoch unklar, ob tatsächlich mehr Kinder solche Angriffe erleben oder ob lediglich mehr Eltern auf die negativen Erfahrungen ihrer Kinder aufmerksam werden, weil sich deren Bewusstsein für Cybermobbing erhöht hat.

Prozentuale Anteile der Eltern, die angeben, dass ihr Kind Opfer von Cybermobbing geworden ist (internationale Ipsos-Umfragen 2011 - 2018)
Country201820162011
India373232
Brazil291920
United States263415
Belgium251312
South Africa262510
Malaysia23----
Sweden232014
Canada201718
Turkey20145
Saudi Arabia191718
Australia192013
Mexico18208
Great Britain181511
China172011
Serbia16----
Germany1497
Argentina14109
Peru1413--
South Korea1398
Italy12113
Poland121812
Romania11----
Hungary10117
Spain9105
France975
Chile8----
Japan577
Russia195

Wie zu sehen ist, hat sich die Zahl der Eltern in Deutschland, die berichten, dass ihr Kind Cybermobbing erlebt hat, von 2011 bis 2018 verdoppelt.

Weitere globale Betrachtung von Cybermobbing

Die folgende Abbildung zeigt weitere Aspekte von Cybermobbing und wie sie sich auf globaler Ebene darstellen. Diese sind:

  • Prozentsätze der Befragten, die Cybermobbing als Konzept kennen
  • Anzahl der untersuchten Länder, in denen es spezifische Anti-Mobbing-Gesetze gibt
  • Prozentsätze der Befragten, die der Meinung sind, dass die geltenden Gesetze ausreichen, um gegen Cybermobbing vorzugehen

Fakten und Statistiken zu Cybermobbing 2018 – 2022

1. Im Jahr 2019 gaben 60 Prozent der Eltern an, dass ihre Kinder im Alter von 14 bis 18 Jahren gemobbt worden sind

Im Jahr 2019 haben mehr Eltern als je zuvor berichtet, dass ihre Kinder sowohl in der Schule als auch online gemobbt worden sind. Dies ergab eine Umfrage von Comparitech unter mehr als 1.000 Eltern mit Kindern über 5 Jahren.

Die Ergebnisse unserer Umfrage:

  • 47,7 Prozent der Eltern mit Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren gaben an, dass ihre Kinder gemobbt wurden
  • 56,4 Prozent der Eltern mit Kindern im Alter von 11 bis 13 Jahren gaben an, dass ihre Kinder gemobbt wurden
  • 59,9 Prozent der Eltern mit Kindern im Alter von 14 bis 18 Jahren gaben an, dass ihre Kinder gemobbt wurden
  • 54,3 Prozent der Eltern mit Kindern ab 19 Jahren gaben an, dass ihre Kinder gemobbt wurden

Bullying statistics infographic

2. Ein Fünftel des Mobbings findet über soziale Medien statt

Die überwiegende Mehrheit der Eltern berichtete über Mobbing in der Schule. 19,2 Prozent gaben an, dass Mobbing über Social-Media-Websites und -Apps stattgefunden hatte. Weitere 11 Prozent berichteten über Textnachrichten und 7,9 Prozent gaben an, dass Mobbing während des Spielens von Video-Games aufgetreten war. 6,8 Prozent berichteten, dass dieses Verhalten auf Websites außerhalb sozialer Medien vorgefallen war und 3,3 Prozent, dass Hassbotschaften per E-Mail gesendet wurden. 10,5 Prozent der Eltern hatten das Cybermobbing, dem ihre Kinder ausgesetzt waren, sogar selbst beobachtet.       

3. Korrelative Beziehungen zwischen Pandemie-Lockdowns und Cybermobbing 

Wissenschaftler der Universitäten Florida und Denver haben eine korrelative Beziehung zwischen der aktuellen globalen Pandemie und der Häufigkeit von Cybermobbing auf Twitter gefunden. Innerhalb dieser Studie wurden 454.046 öffentlich zugängliche Tweets analysiert.

Laut einer Untersuchung von L1GHT, einem Unternehmen, das sich auf Künstliche Intelligenz spezialisiert hat, die dem Online-Schutz von Kindern dient, sind negatives Verhalten und Cybermobbing auf Social-Media-Websites und Video-Chat-Apps während der Pandemie um bis zu 70 % gestiegen (PDF). Besonders auffällig war hierbei die 200-prozentige Zunahme dieses Verhaltens gegenüber Asiaten. Außerdem wurde eine Korrelation zwischen der Anzahl von COVID-19-Infektionen in der Bevölkerung und der Häufigkeit von Hassbotschaften unter Kindern und Jugendlichen gefunden.  

Wie auf der Website Verywell zu lesen ist, führen Experten diese Anstiege teilweise auf zusätzliche Freizeit und Online-Präsenz aufgrund von Lockdowns und Online-Schulunterricht zurück. Auf der Plattform Statista wird darauf hingewiesen, dass Kinder seit Beginn der Pandemie rund 20 Prozent mehr Zeit auf Social-Media-Seiten verbringen. Auf Verywell werden auch psychologische Gründe, z. B. Selbsterhaltung und Selbstverteidigung, als mögliche Ursachen für den plötzlichen Anstieg von negativem Online-Verhalten und Cybermobbing genannt.    

4. Die meisten Eltern reagieren proaktiv auf das von ihren Kindern erlebte Cybermobbing

Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich Eltern bei Cybermobbing verhalten können. Die häufigste Reaktion scheint darin zu bestehen, mit Kindern über Online-Sicherheit zu reden. Comparitech hat herausgefunden, dass 59,4 Prozent der Eltern mit ihren Kindern nach Cybermobbing über sicheres Verhalten im Internet sprechen. Eltern sollten jedoch möglicherweise weitere Schritte unternehmen, denn nur 43,4 Prozent passen die Kindersicherung zum Blockieren von Straftätern an, nur 33,0 Prozent implementieren neue Regeln für die Verwendung von Online-Geräten und nur 40,6 Prozent bewahren Beweise für Ermittler auf. Und sehr wenige Eltern (34,9 Prozent) informieren die Schule ihres Kindes über erlebtes Cybermobbing. Eine kleine Zahl (10,4 Prozent) entscheidet sich für die radikale Option, ihren Kindern den Zugang zu Online-Geräten ganz zu verwehren. 

5. Die meisten Teenager haben in irgendeiner Weise Erfahrung mit Cybermobbing gemacht 

Eine Studie des Pew Research Center aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass die Mehrheit der Teenager (59 Prozent) irgendeine Form von Cybermobbing erlebt hat. Eine Untersuchung desselben Meinungsforschungsinstituts aus dem Jahr 2021 hat gezeigt, dass rund 40 Prozent der US-Amerikaner unter 30 Jahren Online-Belästigung erlitten haben. Davon nannten 50 Prozent Politik als Grund für den Vorfall. 

Zu den häufigsten Arten von Cybermobbing gehören:

  • Beleidigungen und Beschimpfungen (31 Prozent)
  • absichtliches Beschämen (26 Prozent)
  • Androhungen von physischer Gewalt (14 Prozent)
  • Stalking (11 Prozent)
  • sexuelle Belästigung (11 Prozent)
  • anhaltendes Schikanieren (11 Prozent)
Quelle: Pew Research Center
Source: Pew Research Center

Darüber hinaus ergab eine US-Studie des Cyberbullying Research Center aus dem Jahr 2021, dass 22,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in den letzten 30 Tagen vor der Befragung im Internet gemobbt worden waren. Hierbei könnten jedoch erheblich zu wenige Fälle zugegeben worden sein, denn eine jahrzehntelange Studie der Florida Atlantic University unter 20.000 Schülern der Mittel- und Oberstufe hat ergeben, dass etwa 70 Prozent von Cybermobbing betroffen waren.

6. Selbstberichte ergeben uneindeutige Ergebnisse

Laut Cyberbullying Research Center, das seit 2007 Daten zu diesem Thema sammelt, geben durchschnittlich 27,8 Prozent der Teenager an, im Internet gemobbt worden zu sein. 

Die Unterschiede der erfassten Opferzahlen des Pew Research Center und des Cyberbullying Research Center sind erheblich. Dies deutet auf ein Problem hin, das Selbstberichten in Zusammenhang mit Cybermobbing inhärent zu sein scheint. Aufgrund der Schwierigkeit, Daten zu sammeln, und der Unterschiede bei der Art und Weise, wie Fragen gestellt und beantwortet werden, kann die genaue Anzahl junger Erwachsener, die irgendwann einmal im Internet gemobbt worden sind, nur schwer bestimmt werden. Das Problem könnte größer oder geringer sein, als beide Forschungszentren angeben.

7. Daten von Google Trends deuten auf eine Zunahme von Cybermobbing hin

Daten von Google Trends zeigen, dass Cybermobbing wesentlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird als zuvor. Seit 2004 haben sich Suchanfragen mit dem Begriff Cybermobbing weltweit verdreifacht:  

Bemerkenswerterweise war in der Vergangenheit im Vereinigten Königreich wiederkehrend in den Oktoberferien ein Anstieg derartiger Suchanfragen zu verzeichnen. Gefolgt von einem Einbruch während der Weihnachtsferien – vermutlich weil Mobber in dieser Zeit anderweitig beschäftigt waren. Dieses Muster hielt mehrere Jahre an. Aber im Herbst 2020 gab es einen merklichen Rückgang der Suchanfragen zum Thema Cybermobbing, wahrscheinlich weil es große Umwälzungen im Leben der Schüler infolge der COVID-19-Pandemie gab und auf Online-Lernen umgestellt wurde. Ohne weitere Daten sind die Ursachen für den Rückgang jedoch nicht zu bestimmen.

In Deutschland ist die Suche nach Cybermobbing in den letzten 5 Jahren allerdings recht konstant geblieben, wie die folgende Abbildung zeigt. 

Cyberbullying Google Trends June 2021

8. Cybermobbing kann zu einer Zunahme von Selbstmorden unter jungen Menschen führen  

In den letzten 10 Jahren war ein besorgniserregender Anstieg der Selbstmordrate unter jungen Menschen zu verzeichnen. Wie das National Center for Health Statistics (NCHS) festgestellt hat, war Selbstmord im Jahr 2019 die zweithäufigste Todesursache unter US-Bürgern im Alter von 10 bis 34 Jahren.

Selbstmordraten bei Jugendlichen
Quelle: NCHS Data Brief Number 398

Der im Februar 2021 veröffentlichte NCHS-Bericht gibt keinen Grund für die Zunahme der Selbstmorde an, aber Studien weisen darauf hin, dass Cybermobbing hierbei eine Rolle gespielt haben könnte.   

Wie eine Untersuchung des Lifespan Brain Institute des Jahres 2022 ergeben hat, tritt bei Cybermobbing-Opfern eine erhöhte Häufigkeit von Selbstmordgedanken auf; bei Cybermobbing-Tätern ist dies nicht der Fall. Und eine Studie aus dem Jahr 2018 hat gezeigt, dass junge Erwachsene unter 25 Jahren, die Opfer von Cybermobbing geworden waren, mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Selbstmord begehen oder sich auf andere Weise selbst verletzen. Des Weiteren wurde auf dem Pediatric Academic Societies Meeting 2017 eine Studie vorgestellt, die zeigt, dass sich die Zahl der wegen Suizidversuchen oder Suizidgedanken in Krankenhäusern eingewiesenen Kinder zwischen 2008 und 2015 verdoppelt hat. Ein Großteil des Anstiegs wird der Zunahme von Cybermobbing zugeschrieben. Außerdem werden mehr Teenager-Selbstmorde denn je mit Cybermobbing in Verbindung gebracht. Abgesehen von Suiziden aufgrund von Cybermobbing ist aber auch die Gesamtzahl von Selbstmorden unter Teenagern von 2000 bis 2017 gestiegen, wobei Jungen und junge Männer mit größerer Wahrscheinlichkeit Selbstmord begehen als Mädchen und junge Frauen.  

9. Mobbing hat überraschenden Einfluss auf Identitätsbetrug

Es scheint, dass Mobbing nicht nur Auswirkung in Form von Selbstverletzung hat. Wie Javelin Research festgestellt hat, ist bei Kindern, die gemobbt werden, die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Identitätsbetrug zu werden, um das Neunfache erhöht

cyberbullying Statistics Javelin

10. Junge Erwachsene sind über die Moderation von Inhalten uneins

Eine Studie der britischen Anti-Mobbing-Organisation Ditch the Label aus dem Jahr 2021 hat ergeben, dass über 40 Prozent der Befragten unter 25 Jahren nicht sicher sind, ob Social-Media-Plattformen strenger moderiert werden sollten. Rund ein Drittel wünscht sich eine stärkere Moderation der Inhalte, 15 Prozent der Befragten sind dagegen.  

11. Die meisten jungen Erwachsenen sind der Meinung, dass Cybermobbing kein normales oder akzeptables Verhalten ist  

Leider ändert Ditch the Label seine Fragen jedes Jahr, weshalb es schwierig ist, Änderungen in den Einstellungen zu Cybermobbing im Laufe der Zeit verlässlich zu verfolgen. Andererseits wird auf diese Weise aber ein breites Themenspektrum abgedeckt.

Eine Umfrage der Anti-Mobbing-Organisation von 2017 hat ergeben, dass 77 Prozent der jungen Erwachsenen Mobbing nicht einfach als Teil des Erwachsenwerdens ansehen. Die meisten (62 Prozent) glauben außerdem, dass verletzende Online-Kommentare genauso schlimm sind wie Offline-Kommentare dieser Art. Und 70 Prozent finden es nicht in Ordnung, böswillige Tweets an berühmte Persönlichkeiten zu senden, da es sich schließlich auch bei diesen um Menschen handelt. Allerdings führen diese Ansichten nicht unbedingt auch zu positivem Verhalten. Vielmehr scheint hier ein gewisses Maß an Heuchelei vorhanden zu sein. Denn in der bereits erwähnten Ditch the Label-Umfrage gaben 69 Prozent der Befragten zu, einer Person online etwas Missbräuchliches angetan zu haben. Eine weitere Studie hat ergeben, dass Jugendliche, die sich an Cybermobbing beteiligen, von ihren Altersgenossen eher als beliebt wahrgenommen werden als andere.

12. Cybermobbing erstreckt sich auch auf Online-Spiele

Soziale Medien sind die wesentlichen Schauplätze von Cybermobbing, aber das Problem tritt auch anderswo im Internet auf, beispielsweise bei Online-Spielen. In einer Umfrage gaben 79 Prozent an, beim Online-Spielen gemobbt worden zu sein. Und bei einer anderen Befragung unter mehr als 2.000 Jugendlichen hat sich herausgestellt, dass ein Drittel von diesen Mobbing beim Spielen auf Handys und Tablets erfahren hat. Eine weitere Studie von Ditch the Label aus dem Jahr 2020 unter über 2.500 jungen Erwachsenen hat gezeigt, dass 53 Prozent Opfer von Mobbing in Online-Spiel-Umgebungen waren und dass über 70 Prozent der Meinung sind, dass Mobbing bei Online-Spielen ernster genommen werden sollte. Eine nachfolgende Umfrage von Ditch the Label im Jahr 2019 hat ergeben, dass die Zahl der Befragten, die in einem Online-Spiel gemobbt wurden, auf 76 Prozent gestiegen war. Eigenartigerweise ist diese Zahl 2020 auf nur 11 Prozent gesunken. Die Gründe dafür sind unklar. Hier sind weitere Erhebungen erforderlich.

Mobbing bei Online-Spielen stellt sich nicht nur in Form von verletzenden Worten dar. Auch Swatting kann auftreten. Dabei macht ein Täter die Privatadresse eines Opfers ausfindig und stellt eine falsche Strafanzeige bei der örtlichen Polizei. Daraufhin folgende Polizeieinsätze haben in einigen Fällen dazu geführt, dass Unschuldige erschossen wurden, weshalb diese Art des Mobbings als besonders gefährlich gilt. Swatting wird häufig mit der Gaming-Community in Verbindung gebracht.    

13. In Deutschland wurde der größte Anstieg von Cybermobbing während der COVID-Pandemie verzeichnet 

Eine EU-weite Untersuchung hat ergeben, dass Deutschland den größten Anstieg von Cybermobbing während der COVID-Pandemie zu verzeichnen hatte. 51 Prozent der deutschen Befragten, die zuvor schon einmal von Cybermobbing betroffen waren, berichteten von einer Zunahme des Phänomens, im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 44 Prozent. 

14. Handyverbote an Schulen verhindern nicht Cybermobbing

Anfang 2019 veröffentlichte das National Center for Education Statistics der USA (NCES) Daten, aus denen überraschenderweise hervorgeht, dass an Schulen mit Mobiltelefon-Verbot Schulleitern häufiger Cybermobbing-Fälle gemeldet werden als an anderen Schulen.

15. Cybermobbing hat Einfluss auf den Schlaf

Eine Studie aus dem Jahr 2019 hat ergeben, dass Jugendliche, die im Internet gemobbt werden, häufiger unter Schlafstörungen und Depressionen leiden. Ähnliches wurde durch eine Befragung von Ditch the Label im Jahr 2020 gefunden; 36 Prozent gaben in dieser an, sich depressiv zu fühlen. 

Etwa 10 Prozent der Befragten einer Studie zum Thema Mediennutzung von Ditch the Label im Jahr 2022 gab an, online Informationen oder Tools gefunden zu haben, die beim Schlafen helfen. Die überwiegende Mehrheit hat jedoch entweder nicht nach Derartigem gesucht oder nichts Nützliches gefunden.  

16. Soziale Beziehungen zu Familie und Gleichaltrigen können dazu
beitragen, Cybermobbing zu vermeiden oder dessen Folgen zu
reduzieren

Eine Studie aus dem Jahr 2018 hat gezeigt, dass Eltern an der Prävention und Beendigung von Cybermobbing beteiligt sein möchten, aber nicht wissen, wie sie dies tun können. Die Studie hat außerdem ergeben, dass Teenager Cybermobbing oft für normal halten und nicht wollen, dass Eltern eingreifen.   

Laut einer Ofcom-Studie aus dem Jahr 2022 vertrauen rund 45 Prozent der britischen Eltern darauf, dass ihre Kinder mit Inhalten, die sie online konsumieren, angemessen umgehen können. Auf technische Schutzmaßnahmen wird sich hierbei weniger verlassen. Etwa die Hälfte der Befragten antwortete, dass sie sich alle paar Wochen bei ihrem Kind über dessen Surfverhalten erkundigen; 5 Prozent führen diese Art von Gespräch allerdings nur einmal und nie wieder. 

Untersuchungen deuten darauf hin, dass starke Bindungen zwischen Eltern und Kindern ein wirksames Mittel sind, um Mobbing zu verhindern und dessen Effekte zu minimieren. Eine Online-Umfrage unter südaustralischen Teenagern im Alter von 12 bis 17 Jahren hat ergeben, dass soziale Bindungen erheblich dazu beitragen, die Auswirkungen von Cybermobbing zu verringern. Aus einer gemeinsamen Studie der Florida Atlantic University und der University of Wisconsin geht hervor, dass 64 Prozent der Schüler, die Cybermobbing erlebt haben, sowohl ihr Sicherheitsgefühl als auch ihre Fähigkeit, in der Schule zu lernen, als negativ beeinflusst empfinden. Schlussfolgernd sollte der Fokus auf soziale Bindungen gerichtet sein, um das Wohlbefinden von Schülern im Klassenzimmer zu verbessern.

17. Frauen und Mitglieder der LGTBQ+-Community sind häufig Opfer von Cybermobbing  

Daten zeigen, dass Cybermobbing ein weit verbreitetes Problem unter weiblichen Jugendlichen und in der LGTBQ+-Community ist. Wie eine Studie ergeben hat, sind Jungen häufiger Cybermobber, während Mädchen eher Opfer von Cybermobbing sind. 

Es gibt außerdem eine signifikante Überschneidung zwischen Offline- und Online-Mobbing. Forscher haben herausgefunden, dass 83 Prozent der Schüler, die in den letzten 30 Tagen vor der Befragung Online-Mobbing erlebt hatten, in diesem Zeitraum auch in der Schule gemobbt worden waren. Und 69 Prozent der Schüler, die zugegeben haben, andere online gemobbt zu haben, hatten zugleich auch in der Schule gemobbt. 

Eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen zeigt außerdem, dass diejenigen, die sich als LGBTQ+ identifizieren, nicht nur einem signifikanteren Offline-Mobbing ausgesetzt sind, sondern auch häufiger online gemobbt werden als diejenigen, die sich als heterosexuell bezeichnen. Diese Art der Behandlung führt zu einer erhöhten Selbstmordrate in einigen LGBTQ+-Gemeinschaften und kann ein verringertes Bildungsniveau zufolge haben, da es aufgrund von Mobbing nicht selten zum Schulschwänzen kommt.  

  • Über 28,1 Prozent der LGBTQ+-Teenager und 14,1 Prozent ihrer heterosexuellen Altersgenossen wurden 2019 im Internet gemobbt. (Quelle: CDC
  • Zwischen 2019 und 2021 hat Ditch the Label mehr als 260 Millionen Fälle von Online-Hassbotschaften gefunden.
  • Transphobe Hassbotschaften im Internet sind seit 2020 um 28 Prozent gestiegen.
  • 12,2 Prozent der LGBTQ+-Teenager und 6,5 Prozent der heterosexuellen Teenager geben an, keine Schule zu besuchen, um Mobbing zu vermeiden, was nicht selten zu niedrigeren Bildungsabschlüssen führt. (Quelle: CDC
  • Fast ein Fünftel aller Teenager (19,4 Prozent), die angeben, sich ihrer sexuellen Orientierung nicht sicher zu sein, wurden im Internet gemobbt. (Quelle: CDC)
  • Afroamerikanische LGTBQ+-Jugendliche weisen aufgrund von Cybermobbing und anderen Formen von Mobbing mit größerer Wahrscheinlichkeit psychische Gesundheitsprobleme auf als LGTBQ+-Jugendliche anderer ethnischer Gruppen und Jugendliche, die sich als heterosexuell identifizieren. Eine Studie der American University hat ergeben, dass 56 Prozent der afroamerikanischen LGTBQ+-Jugendlichen ein erhöhtes Depressionsrisiko haben. (Quelle: American University)
  • Mehr afroamerikanische LGBTQ+-Jugendliche haben Selbstmordgedanken als afroamerikanische heterosexuelle Jugendliche. Wie die American University herausgefunden hat, traten bei 38 Prozent der LGBTQ+-Befragten im vergangenen Jahr Selbstmordgedanken auf. (Quelle: American University
  • Eine Studie aus dem Jahr 2018 hat gezeigt, dass LGBTQ+-Jugendliche mit zunehmendem Alter häufiger zu Cybermobbing-Opfern werden, während heterosexuelle Jugendliche diesen Anstieg nicht erleben. (Quelle: Computers in Human Behavior)

Eine Studie unter 1.031 Jugendlichen hat ergeben, dass die sexuelle Orientierung stark mit dem Erleben von Cybermobbing und psychischen Gesundheitsproblemen korreliert. (Quelle: Journal of Child & Adolescent Trauma)

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18. Vulgäre Ausdrücke von Social-Media-Nutzenden können helfen, Cybermobbing-Täter zu identifizieren 

Das International Journal on Advanced Science, Engineering and Information Technology hat eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass Twitter-Nutzende, die regelmäßig vulgäre Ausdrücke in ihren Tweets verwenden, eher irgendeine Form von Cybermobbing betreiben als Twitter-Nutzende, die die Verwendung solcher Ausdrücke vermeiden.   

19. Einige Jugendliche nutzen online falsche Identitäten 

Im Rahmen des Digital Citizenship Report des Cyberbullying Research Center wurden 2.500 US-Schüler im Alter von 12 bis 17 Jahren befragt. 9 Prozent von diesen gaben an, sich online als jemand anders auszugeben.

Digital citizenship
Quelle: Cyberbullying Research Center

20. Immer mehr Kinder gehen wegen Cybermobbings nicht in die Schule

Man hört nicht selten von Kindern, die wegen Mobbings von Angesicht zu Angesicht die Schule schwänzen. Eine Umfrage von UNICEF hat ergeben, dass 1 von 5 Kindern schon einmal wegen Cybermobbings nicht zur Schule gegangen ist.   

21. Kinder und Jugendliche in Deutschland verbringen viel Zeit am Bildschirm

Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 verbringen deutsche Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren durchschnittlich 258 Minuten pro Tag vor einem Bildschirm. Die Studie hat außerdem ergeben, dass 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland nicht ausreichend schlafen.  

22. Mehr als die Hälfte der Opfer von Online-Belästigung kennt die Täter     

Panda Security - how much of your data is online?
Quelle: First Site Guide

Verywell Family berichtet, dass über 64 Prozent der Opfer von Online-Belästigungen die jeweiligen Täter durch persönliche Begegnungen kennen. Persönliche Bekanntschaft hält Cybermobber nicht davon ab, sich über Opfer online lustig zu machen, deren Fotos zu verspotten oder böswillige Kommentare zu hinterlassen. 25 Prozent der Befragten gaben an, bei Online-Spielen auf Trolle gestoßen zu sein.

23. Auf YouTube findet Cybermobbing sehr häufig statt

Die meisten Eltern in Deutschland halten YouTube für relativ harmlos. Die Realität ist jedoch eine andere, denn die Kommentarbereiche unter den Videos sind voller Trolle und Cybermobber. Rund 79 Prozent der Kinder, die YouTube nutzen, haben Cybermobbing erlebt, was zu belastenden Interaktionen auf der Videoplattform geführt hat. 

Etwa 50 Prozent der Jugendlichen sind auf Facebook mit Cybermobbing konfrontiert, auf TikTok 64 Prozent und auf Snapchat 69 Prozent.  

24. Cybermobbing führt bei Opfern nicht selten zu psychischen Problemen

Laut einer Studie unter französischen Bachelor-Studenten im Jahr 2019 weisen Opfer von Cybermobbing im Gegensatz zu Nicht-Opfern vermehrt Einsamkeitsgefühle, Angstzustände, Depressionen, geringes Selbstwertgefühl, psychischen Belastungsdruck, Drogenkonsum und Selbstmordgedanken auf.   

Besorgniserregend ist außerdem, dass 42 Prozent der französischen Kinder, die im Jahr 2021 im Rahmen einer Studie befragt wurden, angegeben haben, Opfer von Cybermobbing geworden zu sein. Französische Mädchen leiden 1,3-mal häufiger unter Cybermobbing als französische Jungen. Über 40 Prozent der Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren, die Cybermobbing erlebt haben, geben an, dass dies durch einen Klassenkameraden geschehen ist.    

Eine Untersuchung in Deutschland hat ergeben, dass Mädchen Probleme, die durch Cybermobbing verursacht werden, eher internalisieren, was erhebliche Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit haben kann.    

25. Auch Erwachsene können Opfer sein

Es ist wichtig, junge Menschen vor Cybermobbing und Cyberstalking zu schützen. Aber auch viele Erwachsene sind von diesen Problemen betroffen. Laut einer Studie des Pew Research Center des Jahres 2021 haben über 40 Prozent der Erwachsenen Cybermobbing und andere Formen von Belästigung im Internet erlebt. Dies führt oft zu Stress und Angst, was Hauptursachen für psychische Probleme sind.  

26. Griechenland hat die niedrigsten Cybermobbing-Raten 

Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) hat Griechenland die niedrigsten Cybermobbing-Raten; nur 5 Prozent der Jugendlichen geben an, Opfer von Online-Mobbing geworden zu sein. Die höchsten Werte wurden in Lettland gefunden, wo 25 Prozent über Cybermobbing berichten. Dicht gefolgt ist Lettland von Estland, Ungarn, Irland und dem Vereinigten Königreich, wo jeweils etwa 20 Prozent der Jugendlichen unter Cybermobbing leiden.     

27. Algorithmen können dazu beitragen, dass Menschen sich besser  verhalten  

Laut neuesten Forschungsergebnissen der Yale Law School können algorithmisch gegebene Warnungen dazu beitragen, Unhöflichkeit und Cybermobbing zu verhindern. Die Forscher sahen sich Posts auf Twitter an, denen die Frage „Möchten Sie diesen Post vor dem Tweeten noch einmal überdenken?“ folgte. Die Studie ergab, dass sich Nutzende häufig dafür entschieden, ihre Beiträge zu ändern, wenn sie gebeten werden, diese zu überdenken. Das zeigt, dass die bloße Bitte, darüber nachzudenken, ob ein Beitrag unhöflich, beleidigend, verstörend oder unangemessen ist, ausreicht, um Internetnutzende dazu zu bringen, dass sich ihr Verhalten zum Besseren wendet. Auch nachfolgende Beiträge dieser Internetnutzenden waren freundlicher, was auf einen länger andauernden Effekt hinweist.   

28. Das Vereinigte Königreich erwägt, es Social-Media-Nutzenden zu ermöglichen, anonyme Konten zu sperren 

Im Jahr 2022 hat die britische Regierung bekanntgegeben, dass sie Vorschriften erwägt, die es Social-Media-Nutzenden ermöglichen würden, diejenigen zu blockieren, die ihr Konto nicht mit einem Ausweis verifiziert haben. Die Regierung hofft, dass sich Nutzende dadurch gegen Trolle abschotten können. In diesem Zusammenhang bestehen jedoch Datenschutzbedenken.     

Es besteht Bedarf an einer umfassenderen Forschung

Als wir uns über die verschiedenen Aspekte von Cybermobbing informierten, fiel uns ein Mangel an Daten auf. Das soll nicht heißen, dass es keine Forschung zu diesem Thema gibt. Selbst eine einfache Suche in Forschungsdatenbanken offenbart Tausende von Artikeln, die Cybermobbing in irgendeiner Form behandeln. Viele dieser Forschungsarbeiten sind jedoch entweder von geringem Umfang oder es fehlt ihnen an Tiefe. Die meisten Untersuchungen basieren außerdem auf Umfragen, weshalb eine große Unterschiedlichkeit der Ergebnisse vorliegt. 

Die Cybermobbing-Studie der Florida Atlantic University ist bis heute eine der besten Informationsquellen zu diesem Thema. Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, einschließlich einer Metaanalyse der vielen bisher gesammelten Daten. Derzeit öffentlich zugängliche Cybermobbing-Statistiken zeichnen ein nur unvollständiges Bild des Problems. 

Frühere Forschungsergebnisse sind aber dennoch wertvoll

Es existieren Forschungsergebnisse und Statistiken aus der Zeit vor 2015, die dazu beitragen, das Thema Cybermobbing zu beleuchten. Sie zeigen, wie sich Cybermobbing in der Vergangenheit darstellte, und helfen, das heutige Problem besser zu verstehen.   

Ältere Daten zu Cybermobbing:

  • Die meisten Teenager (über 80 Prozent) verwenden regelmäßig ein mobiles Gerät. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Cybermobbing. (Quelle: Bullying Statistics
  • Die Hälfte aller jungen Erwachsenen hat Cybermobbing in irgendeiner Form erlebt. Weitere 10 – 20 Prozent geben an, regelmäßig davon betroffen zu sein. (Quelle: Bullying Statistics)
  • Zwischen Cybermobbing und Suiziden können Verbindungen bestehen. Etwa 80 Prozent der jungen Menschen, die Selbstmord begehen, haben depressive Gedanken. Cybermobbing führt zu mehr Depressivität und Selbstmordgedanken. (Quelle: JAMA Pediatrics)  
  • Fast 37 Prozent der Kinder sind Opfer von Cybermobbing, etwa 30 Prozent mehr als einmal. (Quelle: DoSomething.org
  • 81 Prozent der Schüler geben an, dass sie eher in Cybermobbing eingreifen würden, wenn sie dies anonym tun könnten. (Quelle: DoSomething.org
  • Eine britische Umfrage unter mehr als 10.000 Jugendlichen hat ergeben, dass 60 Prozent schon einmal Zeugen von missbräuchlichem Online-Verhalten gegenüber  anderen Personen waren. (Quelle: YoungMinds.org)   

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